Ich besuche gerade meine Familie in San Francisco. Vorgestern hat meine Mama mich zum Supermarkt geschickt, um ein paar Dinge zu besorgen. Ich schnappte mir alles schnell, ganz in meinem „deutschen Modus“—effizient, praktisch, keine Zeit zu verlieren. Aber während ich in der Schlange an der Kasse stand, bemerkte ich, wie die Kassiererin sich mit dem Kunden vor mir unterhielt und sich Zeit nahm, jeden Artikel einzuscannen. Ich spürte, wie meine Ungeduld langsam aufkam. „Warum sind die so langsam?“ dachte ich. Die Kassiererin begrüßte mich mit einem warmen Lächeln. „Wie läuft Ihr Tag so?“ fragte sie, dabei Blickkontakt haltend. Sie scannte meine Artikel, hob dann meine Blaubeeren hoch und fragte: „Möchten Sie, dass ich die Schachtel zuklebe? Es wäre doch schade, wenn welche herausfallen würden—Beeren sind heutzutage schließlich nicht gerade billig.“ Und plötzlich schmolz meine Ungeduld dahin. Es war so eine typisch amerikanische Interaktion—freundlich, herzlich und darauf ausgelegt, dass ich mich umsorgt fühlte. In Deutschland hätte sich dieser Einkauf völlig anders abgespielt. Dort regiert die Effizienz. Man bekommt ein kurzes „Hallo“, während die Artikel mit Lichtgeschwindigkeit eingescannt werden. Für Smalltalk bleibt keine Zeit—man ist zu beschäftigt, die eigenen Einkäufe einzupacken und mit dem Tempo des Kassierers mitzuhalten. Es wäre ein Fauxpas, die Schlange unnötig lange aufzuhalten. Einige Deutsche nennen ihr Land sogar eine Servicewüste, in der Effizienz vor Herzlichkeit geht. Aber ist eine der beiden Herangehensweisen wirklich besser? So einfach ist das nicht: Amerikaner*innen könnten den wahrgenommenen Mangel an Freundlichkeit in Deutschland als unhöflich oder ungeduldig empfinden. Deutsche hingegen könnten den amerikanischen Service als langsam empfinden und sich fragen: „Ist dieses Lächeln überhaupt echt?“ Diese Wahrnehmungen spiegeln tiefere kulturelle Werte wider: 🇺🇸 In den USA steht im Kundenservice Freundlichkeit, emotionale Verbindung und das Gefühl, dass der einzelne Kunde geschätzt wird, an erster Stelle. Aber für Deutsche kann das ineffizient oder unauthentisch wirken. 🇩🇪 In Deutschland geht es im Kundenservice um Effizienz und Praktikabilität, mit einem Fokus darauf, niemandes Zeit zu verschwenden. Aber für Amerikaner*innen kann das gehetzt, kalt oder sogar unhöflich wirken. Keine der beiden Ansätze ist von Natur aus besser—sie verfolgen einfach unterschiedliche Ziele. Die USA legen Wert darauf, dem Einzelnen ein angenehmes Erlebnis zu bieten, während Deutschland darauf fokussiert ist, dass jeder möglichst schnell und effizient durch den Tag kommt. ❓ Was ist deine Meinung? Bevorzugst du einen warmen und freundlichen Service oder eine nüchterne, effiziente Herangehensweise?
top of page
bottom of page
Comments